Ansprechpartner: Prof. Dr. Thomas Stöllner, Laufzeit: Juni 2017 bis September 2020
In der heutigen politischen Debatte spielen Rohstoffe und Ressourcen eine zunehmend wichtige Rolle – besonders stehen Zugänglichkeit und Sicherung von Grundstoffen und der Shareholder-Value von Lagerstättenbewertungen im Mittelpunkt der zumeist ökonomischen Interessen. Dabei kommt zu kurz, dass Rohstoffe und Ressourcen zutiefst in kulturellen Kategorien gedacht werden: Ihre Nutzung basiert auf Bedürfnissen und technischem Wissen, das Menschen im Umgang mit ihrer Umwelt erworben haben. Ressourcen sind also weitaus mehr als nutzbringende Rohstoffe: Sie spiegeln die gesellschaftliche und kulturelle Praxis des Menschen und sind somit Ausdruck eines mehrschichtigen Aneignungsprozesses, der als solcher in verschiedene Veränderungen eingebettet ist. Mit diesen Veränderungen im Umgang mit Ressourcen und den daraus resultierenden Auswirkungen auf Gesellschaften beschäftigt sich das Projekt „Resources in Societies“ (ReSoc) – eine Kooperation zwischen dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum (DBM) und der Ruhr-Universität Bochum (RUB).
Die „Verstrickung“ des Menschen mit seiner Umwelt und den Ressourcen sowie den damit zusammenhängenden gesellschaftlichen Veränderungen sind nach wie vor Desiderat theoretischer Forschungsansätze. In ReSoc wurden solche ressourcenbasierte Transformationsprozesse auf theoretischer und empirischer Basis untersucht. Praxistheoretische Ansätze (nach A. Giddens und P. Bourdieu) halfen dabei, die Einbettung sozialer Institutionen und ihrer ressourcengesteuerten Handlungsweisen zu analysieren. Darüber hinaus wurden aktuelle Bezüge des Materialitätsdiskurses in den Sozial- und Geisteswissenschaften berücksichtigt. ReSoc zielte auf eine multivokale Perspektive, in der die Verstrickung des Menschen mit seiner materialisierten Umwelt durch verschiedene Praktiken offenbar wird. Dazu gehört auch, wie soziale Institutionen durch solche Prozesse entstehen und sich wandeln.
Wie haben sich zunächst kleinräumige Handlungsprozesse der Rohstoffaneignung zu kulturellen Konstrukten entwickelt (z.B. durch technisches Wissen und Lernprozesse; durch die Praxis der Gewinnung etc.)? Wie finden sich dieses Vorgänge in der Aneignung und Konstruktionen sozialer Räume und letztlich in gesellschaftlichen Transformationsprozessen wieder? Welche Wechselwirkungen lassen sich dabei beobachten?
Diese Fragen wurden auf theoretischer und empirischer Ebene in drei Forschungsfeldern untersucht:
Im Rahmen von ReSoc wurden fünf Postdoc-Projekte aus den Feldern Archäologie, Volkswirtschaftslehre, Archäometallurgie und Montanarchäologie gefördert. Neben ihren eigenen Forschungen übernahmen die Postkoktorand:innen Lehrveranstaltungen und praktische Anteile im Rahmen der wissenschaftlichen Administration und der musealen Praxis. Mit dieser Öffnung der Karrierewege plant das DBM, eine nachhaltige Postdoc-Strategie aufzubauen.
Postdoctorand:innen: Maja Gori, Yiu-Kang Hsu, Frederik Schaff, Peter Thomas, Arne Windler
Principal Investigators: Sabine Klein, Michael Roos, Constance von Rüden, Thomas Stöllner
Advisory Board: Roland Hardenberg, Frank Hillebrandt, Marc Pearce, Susan Pollock
Die Leibniz Postdoc-Schule "Resources in Societies" (ReSoc) ist eine Kooperation zwischen dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum und der Ruhr-Universität Bochum. Gefördert wurde sie durch die Leibniz-Gemeinschaft.