Ansprechpartnerin: Dr. Barbara Sielhorst
Der Palatin als ‚Wiege‘ Roms weckte schon früh das Interesse der Antiquare, Raubgräber und Künstler. Wie man dabei der Herausforderung der visuellen Dokumentation und Rekonstruktion der sich über 10 ha und mehrere Ebenen erstreckenden antiken Bebauung des Palatins und seiner zahlreichen Funde gerecht werden wollte, welche Techniken und Methoden dabei zum Einsatz kamen und wie mit den dabei entstandenen Bildern Wissen erzeugt und tradiert wurde, steht im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens.
Im Projekt geht es um den Umgang mit bildlichen Dokumentationen in archäologischen Forschungsprozessen an Hand eines größeren topographischen Komplexes. Dabei ist der zeitliche Rahmen weit gespannt und reicht von ersten Plänen und Ansichten des Palatins in der Frühen Neuzeit bis zu aktuellen computergestützten Verfahren der Bildproduktion.
Durch den langen Untersuchungszeitraum treten Veränderungen und Brüche in den Bildern deutlich zu Tage und ermöglichen eine Analyse der dafür verantwortlichen Faktoren. Darüber hinaus kann durch die Langfristperspektive des Projektes auch der Einfluss von früheren Bildern auf die nach ihnen entstandenen Visualisierungen untersucht und somit die Frage beantwortet werden, wie Bildkonventionen entstehen, sich wandeln und die Forschungsfragen und -ergebnisse nachhaltig prägen. Auf diese Weise generiert das Projekt nicht nur neue Informationen zum Palatin und seiner Forschungsgeschichte, sondern auch einen grundlegenden Beitrag zur Praxis der bildlichen Dokumentation und Rekonstruktion als Praktiken der Wissenserzeugung in der Archäologie.
Als zentrales Analyseinstrument wird parallel zur analytischen Monographie ein Geoinformationssystem zur Visualisierungsgeschichte des Palatins („PalatinGIS“) innerhalb der iDAI.world aufgebaut. Es ermöglicht das nachvollziehbare Vergleichen und Auswerten der bereits vorliegenden umfangreichen Datensammlung (ca. 1.700 Digitalisate) aus privaten und institutionellen Archivbeständen. Das GIS wird nach den FAIR-Prinzipien zugänglich gemacht und steht im Anschluss an das Projekt weiteren Forschungen frei zur Verfügung. Im Zuge seines Aufbaus ergibt sich außerdem die Möglichkeit den heuristischen Mehrwert digitaler Datenaufbereitung kritisch zu reflektieren.
Dr. Barbara Sielhorst
Klassische Archäologie
Institut für Archäologische Wissenschaften
Ruhr-Universität Bochum
Am Bergbaumuseum 31, 44791 Bochum
Raum: 428 (4. Etage)
Mail: Barbara.Sielhorst@rub.de
Anja Wolf (SHK "PalatinGIS")
Das Projekt wird mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (ProjektNr. 524436111) finanziert und findet im Rahmen einer Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut statt.